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Ressourcen „B“

BASICS REPRODUKTIVE GERECHTIGKEIT

Bücher:

Loretta Ross: Reproductive Justice – An Introduction [USA Kontext]

Loretta Ross: Radical Reproductive Justice [USA Kontext]

Artikel:

Forward Together. 2005: A new Vision for Advancing Our Movements for Reproductive Health, Reproductive Rights and Reproductive Justice [USA Kontext]

BRD KONTEXT

Anti-rassistische und postkoloniale Perspektiven auf Reproduktion. Hengameh Yaghoobifarah im Gespräch mit Emilia Roig, 2016 [BRD Kontext]

Peggy Piesche: Mehr als pro choice. Im Dossier „Decolonize 1968!“, Gunda Werner Institut/Missy Magazine 2018 [BRD Kontext]

Interruptio, ein Dokumentarfilmprojekt in the making über reproduktive Rechte in Deutschland, dass am Beispiel des Kampfes gegen den Paragraphen 218 auch die Fragen „Wer darf Kinder bekommen? Welche Kinder sind erwünscht?“ mit thematisieren will

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Ist Reproduktive Gerechtigkeit eine Theorie?

Das Konzept Reproduktive Gerechtigkeit wird von seiner Mitbegründerin Loretta Ross als „Theorie, Strategie und Praxis, um dominante Narrative über die Erfahrungen marginalisierter Menschen herauszufordern“ bezeichnet. Da Reproduktive Gerechtigkeit universalistische Narrative in Frage stellt, die vorgeben, für alle Frauen, Trans- und Inter-Personen zu sprechen, lässt sie sich auch als Intervention in patriarchale und weiße feministische Systeme der Wissensproduktion verstehen.

Gleichzeitig sind die Inhalte des Konzepts Reproduktive Gerechtigkeit eng mit der gelebten Erfahrung marginalisierter Communities verbunden; die diasporischen Schwarze feministische Tradition, auf die das Konzept zurückgeht, weist daher eine klare Unterscheidungen zwischen „abstrakter“ Theorie und „konkreter“ Praxis zurück: „Wir als Schwarze Aktivistinnen sind nicht von unseren Communities entfremdet. Stattdessen bilden unsere Communities den Ausgangspunkt für unsere aktivistische und wissenschaftliche Arbeit.“ (Ross in: Conceptualizing Reproductive Justice Theory: A Manifesto for Activism)

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Warum sollte gerade jetzt über reproduktive Gerechtigkeit gesprochen werden?

Die BRD trägt eine lange Geschichte der gewaltförmigen Unterdrückung im Zusammenhang mit Reproduktion mit sich, die sich vom deutschen Kolonialismus über den Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit zieht. In unserer Gegenwart erleben wir durch (neu)rechte Bewegungen und die rechtspopulistische Partei AfD eine erstarkte Präsenz von Inhalten, die Aufrufe zu einer aktiv selektiven Bevölkerungspolitik darstellen. Ein Beispiel dafür ist die Anfrage der AfD im Bundestag nach dem Zusammenhang von Migration, Verwandtenehe und Schwerbehinderung in Deutschland. Eugenische Anklänge kommen genauso in der mehrheitsgesellschaftlichen „Mitte“ vor, und werden in Zeiten rechtspopulistischer Vorstöße immer stärker normalisiert.

Slogans wie „Mehr Kinder statt Masseneinwanderung“ oder „Neue Deutsche machen wir selber“, antifeministische Mobilisierungen durch die sogenannten „LebensschützerInnen“, der fortschreitenden Abbau des Sozialstaates – diese und weitere Angriffe auf die reproduktive, körperliche und sexuelle Selbstbestimmung belasten insbesondere (mehrfach)diskriminierte Communities und Menschen, deren Ressourcen innerhalb der herrschenden Machtverhältnisse sowieso knapp bemessen sind.

Diesen Angriffen wollen wir eigene Utopien und Forderungen von Gerechtigkeit und einem guten Leben entgegen setzen. Reproduktive Gerechtigkeit heißt auch zu feiern, dass es schon immer Widerstand gab, auch wenn nicht alle alltäglichen Widerstandsformen an einem Zeitstrahl aufzeigbar sind. Es heißt Ressourcen zu schaffen für communities, an denen auch ein deutscher Mainstream-Feminismus vorbeidiskutiert, und bestehende Ressourcen miteinander zu vernetzen. Es heißt neu zu verhandeln, welche Prioritäten wir setzten müssen, wenn unsere Bewegungen auch für Menschen relevant sein sollen, die eine solche akademisch formulierte Webseite nicht lesen werden.

Warum sollte jetzt kein guter Zeitpunkt dafür sein?

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